Textheldin Ivelina und Mama mit Kind

Zum Muttertag

Muttertag. Kaum ein Tag polarisiert so viel wie der zweite Mai-Sonntag im Jahr. Denn er triggert Menschen und ihre Gefühle: über die verstorbene Mutter, über die gute oder schlechte Beziehung zu ihr, über den Verlust des Kindes oder der Möglichkeit, irgendwann selbst Mama zu sein. Es gibt viele Lebensumstände, die Menschen an diesem Tag eher belasten anstatt beglücken.

Ein ungemütlicher Tag, so beschreibt es beispielsweise der Journalist Jan Fedderson für die „taz“ 2005.

Noch drei Dinge über mich

Du magst mich vielleicht schon ein wenig kennen, vor allem als Texterin. Aber ich bin auch Mama. Und gleichzeitig gehöre ich leider selbst zum Club der Mutterlosen. Daher bewegt mich das Mamasein schon lange und in meinem persönlichen Blog schreibe ich auch offen darüber. Jetzt weißt du noch drei Dinge über mich: Ich bin Mama, aber selbst mutterlos und ich blogge darüber.

Ein bewegendes Essay zum Muttertag

Auch Ruth Margalit hat in ihrem Essay „The Unmothered“ so viel über dieses Thema zu sagen. „The New Yorker“ veröffentlicht ihr wunderschönes Essay am 9. Mai vor neun Jahren, zwei Tage vor dem Muttertag 2014.

Im Essay erinnert sich Margalit an ihre eigene Mutter, die an Lungenkrebs erkrankt und stirbt. Emotional und überzeugend zeigt die Autorin auf, wie sehr und wie stark es ihr immer noch schmerzt, keine Mutter mehr zu haben. Auch mehrere Jahre nach dem Verlust. So ähnlich geht es mir auch.

Diese Stelle im Essay liebe ich zum Beispiel:

Meghan O’Rourke has a wonderful word for the club of those without mothers. She calls us not motherless but unmothered. It feels right – an ontological word rather than a descriptive one. I had a mother, and now I don’t. This is not a characteristic one can affix, like being paperless, or odorless. The emphasis should be on absence.
The New Yorker, 2014
 

ruth margalit, the new yorker

Ich habe darüber nachgedacht und finde, beide Begriffe beschreiben „den Club“ zutreffend. Am 22. April, dem Todestag meiner Mutter, fühle ich mich „unmothered“. Ich weiß genau, sie ist weg. Der Krebs hat mich und meine Schwester entmüttert. Für immer.

Am Muttertag und an Feiertagen fühle ich mich „motherless“, also mutterlos. Keine Pralinen, kein Kuchen, keine Grußkarte zum Muttertag für meine Mama. Denn ich bin die ohne Mutter. Und nach einem Vierteljahrhundert tut es immer noch weh, mutterlos zu sein.

Ein Verlust, der am Muttertag besonders schmerzt

Zugegeben, dieses Essay kenne ich nur dank meiner Schwester. Denn sie gedenkt meiner Mutter mit diesem schönen Essay Jahr für Jahr. Obwohl meine jüngere Schwester und ich nie über den schmerzhaften Verlust unserer lieben Mutter miteinander sprechen, spüren wir ihn beide noch unheimlich stark.  

Aber jetzt bin ich selbst Mama einer inzwischen Sechsjährigen, die mein Leben schön, voll und leicht (ab und zu auch schwer) macht. Das Einzige, was ich mir für unsere Beziehung wünsche: gesund und füreinander da sein. Für lange, sehr lange Zeit.

Wer ist die Mutter des Muttertags? Wie viel verdienen Blumenhändler in der Woche vor dem Muttertag? Wer, wann und warum den Feiertag kommerzialisiert und instrumentalisiert? Das erfährst du in meinem persönlichen Blog hier:

http://saltentpep-blog.de/der-muttertag-ist-ein-trister-tag-fuer-die-mutterlosen

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