Textheldin Ivelina mit Block in der Hand

Sieben Praxistipps für besseres Texten

Die deutsche Sprache macht es mir oft nicht leicht. Und dir? Wie wäre es mit ein paar hilfreichen Praxistipps für besseres Texten?

Groß- oder Kleinschreibung, Apostrophe hier, Apostrophe da. Komma, kein Komma. Dazu noch die Anglizismen, die lange kein Hype mehr sind, sondern ein Muss in Website- sowie Werbetexten, vor allem. Übrigens wie war’s noch mal: der, die oder das Hype?

Butter bei die Fische: Wie wichtig ist dir korrekte Rechtschreibung und guter Stil überhaupt? Zu welcher Antwort tendierst du?

A. sehr

B. so lala

C. gar nicht

Wie wichtig ist Ihnen eine korrekte Rechtschreibung und Zeichensetzung bei einem Menschen, der eine Verabredung mit Ihnen möchte?

Die Ergebnisse der statista.com zeigen bei der Umfrage: Rund 75 Prozent der Befragten geben an, dass sie auf eine korrekte Rechtschreibung achten, bevor sie sich auf ein Date einlassen.  


Legst du vielmehr Wert auf das, was du geschrieben hast? Dann muss ich dich leider enttäuschen. Denn wie das in deinem Text steht, macht viel mehr aus als du wahrscheinlich vermutest.

Keine Frage: Content ja, aber besser mit korrekter Rechtschreibung und ausgefeiltem Stil. Dann liest sich dein Text leichter, er wirkt anspruchsvoller. Also es lohnt sich durchaus, an einige Basics zu denken, wenn du gern selbst schreibst.    

Beherzigst du meine sieben Praxistipps für besseres Texten, produzierst du zukünftig Content, der hochwertiger und somit erfolgreicher ist. Versprochen.

Mein Best-of der hartnäckigen Rechtschreib- und Stilfehler

Zu meinem Best-of der hartnäckigen Rechtschreib- und Stilfehler gehören unter anderem: „im Rahmen“, „durchführen“, „kostenlos“, „herzlich willkommen“, „dass oder das“, aber auch Anglizismen und Apostrophe. 

Es fällt mir immer wieder auf, dass ähnliche Fehler in verschiedenen Texten vorkommen. Und das passiert Pressestellen, Marketingagenturen oder Texter:innen gleich oft. Klingt verrückt, oder?

Als Textheldin habe ich persönlich einige Favoriten, über die ich jedes Mal schmunzeln muss. Sobald sie mir ins Auge springen, verliert für mich der Text enorm an Qualität. Entdecke ich sogar meine Lieblinge direkt in der Überschrift oder im Teaser, dann steige ich aus. Das ist natürlich schade. Aber auch anderen Leser:innen geht es ähnlich wie mir.  

Wie du ganz einfach besser textest, zeige ich dir hier mit meinen Praxistipps. Los geht’s:    

Praxistipp 1: IM RAHMEN

Der Top-Favorit für mein persönliches Best-of lautet: „im Rahmen“. Yeah. Ziemlich alles lässt sich komfortabel in einen Rahmen einpressen. Veranstaltungen, Projekte, Feier. Hier ein paar Beispiele, die auch im realen Leben so zu finden sind:  

Im Rahmen der heutigen Veranstaltung verkünden wir die Mitarbeiterin des Monats.  

Im Rahmen des Projekts verantworten Sie alle Marketing-Maßnahmen.

Die unmittelbaren Bestandteile des Satzes werden im Rahmen der Grammatik als primäre Komponenten bezeichnet.

Warum immer wieder dieser sperrige Ausdruck? Warum nicht innerhalb der Veranstaltung, für das Projekt stattdessen? Hört sich sofort viel eleganter an, oder?


Praxistipp 2: HERZLICH WILLKOMMEN

„Herzlich Willkommen“ oder „herzlich willkommen“? Das erste macht mich immer nervös, wenn ich es sehe. Weil es falsch ist.

Die Großschreibung hält sich durchgehend auf Präsentationen, auf Internetseiten und sogar auf Ortseingangsschildern. Das macht es auch oftmals schwierig, die richtige und die falsche Schreibweise der Begrüßung auseinanderzuhalten. Leider ist „Herzlich Willkommen“ (noch) nicht amtlich.  

Regel 1

In „herzlich willkommen“ wird willkommen kleingeschrieben, beispielsweise:

Du bist jederzeit herzlich willkommen.

Wir freuen uns, Sie willkommen zu heißen. 

Regel 2

Wer „Willkommen“ als Substantiv verwendet, schreibt es korrekterweise groß:

Danke für das warme Willkommen.

Extratipp: Wenn es dir darum geht, die Bedeutung der einzelnen Wörter hervorzuheben, dann verwende einfach Versalien dafür.


Praxistipp 3: DURCHFÜHREN (erfolgen, vornehmen, ausführen, dienen)

Das Verb durchführen ist ein Verb ohne Ecken und Kanten. Wie machen oder andere Nominalstilverbenerfolgen, vornehmen, ausführen, dienen – passen sie beinah zu jedem Satz.

Das Problem: Nominalverben haben keine konkrete Bedeutung. Oder was machst du genau, wenn du etwas durchführst? Alles und nichts. Meistens unterstützen Nominalstilverben ein Substantiv, so wie hier:  

In unserer Firma haben wir viele Verbesserungen durchgeführt.

Verbesserungen durchgeführt? Das geht viel leichter und eleganter. Kürze zum Beispiel Verbesserungen durchführen auf das ab, was du tatsächlich meinst. In diesem Fall geht es um verbessern. Also warum nicht direkt so:

In unserer Firma haben wir viele Dinge verbessert.

Hier noch zwei Beispiele:

Wir haben die Buchung Ihrer Reise vorgenommen.
Besser: Wir haben Ihre Reise gebucht.

Eine Antwort der Bundesagentur für Arbeit erfolgt innerhalb von zwei Monaten.
Besser: Die Bundesagentur für Arbeit antwortet innerhalb von zwei Monaten.

Wir senden dir eine Einladung.
Besser: Wir laden dich ein.

Für welche Variante wirst du dich zukünftig entscheiden?


Praxistipp 4: DASS oder DAS

Der Klassiker unter den beliebten Rechtschreibfehlern ist ja die perfekte Frage für einen Telefon-Joker. Sie stellt sich immer dann, wenn das oder dass hinter einem Komma steht und einen Nebensatz einleitet. Weißt du, dass ich das gern glaube.

Regel 1

Die Konjunktion dass

Die Konjunktion dass leitet einen Nebensatz ein und kann nicht durch dieses, jenes oder welches ersetzt werden.

Er sagte, dass er um 12 Uhr da sein wird.
Hannah freut sich, dass sie bald in den Urlaub fährt.

Regel 2

Das Pronomen das

Wenn du das hinter dem Komma mit dieses, jenes oder welches ersetzen kannst, handelt es sich um ein Pronomen. Dieses schreibst du mit einem s.

Es gibt noch das als Artikel beispielsweise – das Wetter. Als Artikel ist das leicht zu identifizieren. Nach dem Komma steht es aber fast immer als Pronomen und bezieht sich auf ein schon genanntes Nomen. Es steht also anstelle eines Substantivs, beispielsweise:

Das Glas, das (welches) auf dem Tisch steht, ist meins.
Jana hat ein neues Kartenspiel, das (welches) sehr spannend ist.
An der Ecke steht ein Haus, das (welches) bald abgerissen wird.


*Dass oder das? Jetzt dein Wissen testen:

  1. Du meinst, … Marie pünktlich sein wird.
  2. Matias mag sein neues Handy, … tolle Fotos macht.
  3. Hat sie schon gesagt, … ihr der Osterzopf sehr gut schmeckt?

*Die Lösung findest du am Ende des Beitrags.

Extratipp: Bist du zwei- oder mehrsprachig? Dann übersetze den Satz in eine andere Sprache. Finde so heraus, ob es dabei um ein Pronomen (das) oder eine Konjunktion (dass) geht.


Praxistipp 5: KOSTENLOS & GRATIS

Es tut mir an der Seele weh, wenn ich in einem Text entweder kostenlos oder gratis sehe. Gar nicht wegen des Sprichworts „Was nicht kostet, ist nichts wert“, denn das trifft heute auch nicht immer zu. Stichwort: professionell und liebevoll aufbereitete Webinare, Blogs oder Workshops.

Es schmerzt vielmehr deswegen, weil es eine sehr gute Lösung gibt. Sie lautet kostenfrei. Ich liebe kostenfrei als Ersatz für kostenlos. Das erste Wort klingt doch noch nach Qualität, das zweite eher nach Ramsch.

Wozu greifst du lieber?

Extratipp: Vielleicht hilft dir das Wort Freebie (Werbegeschenk) für dein kostenfreies Angebot auf deiner Website weiter? Dann nutze es.  


Praxistipp 6: ANGLIZISMEN

Knowhow oder Know-how? Social Media oder doch Social-Media? Vielleicht findest du Anglizismen cool, vielleicht grauenvoll. Fakt ist: Für einige Anglizismen gibt es keine überzeugende deutsche Entsprechung, wohingegen andere sehr gut übersetzt werden können.

Hier ein paar Beispiele für die erste Gruppe:

  • Check-in
  • Single
  • Marketing
  • Joggen
  • E-Mail

Zu der zweiten zählen zum Beispiel:

  • Computer – Rechner
  • Website – Internetseite
  • Homepage – Startseite
  • Stretching – Dehnen
  • Warm-up – Aufwärmen

Feel free, ob du Anglizismen großzügig oder sparsam in deinen Texten einsetzt. Bist du ein Fan von Anglizismen, dann prüfe bitte hier dein Wissen über ihre Rechtschreibung. Im Deutschen sind englische Wörter leider selten richtig geschrieben.  

Ein Fehler kommt selten allein. Meine praktischen Tipps zeigen dir, wie du Anglizismen korrekt schreibst. Enjoy.

Regel 1

Substantiv + Substantiv: Bevorzugt in einem Wort oder mit Bindestrich

Businessclass ✓ oder Business-Class ✓

Callcenter oder Call-Center

Headhunter (Head-Hunter ist falsch)

Marketingmanagerin   (Marketing-Managerin ist falsch )

Desktop-Publishing ✓ (Desktoppublishing ist schwer zu lesen ✗)

Regel 2

Adjektiv + Substantiv: In einem Wort oder getrennt (wenn die Betonung auf dem Adjektiv liegt)

Softdrink oder Soft Drink

Smalltalk oder Small Talk

Fastfood oder Fast Food

Open Air (aber nicht Openair )

Open Source (aber nicht Opernsource )

Regel 3

Adjektiv + Substantiv: Ausnahmen mit online

Zusammensetzungen mit online sind sehr beliebt und heutzutage in unserem Alltag sehr verbreitet. Trotzdem ist die Fehlerquote auch in diesen Fällen sehr hoch.

Onlineshop (Online-Shop ist falsch )

Onlinemarketing (Online-Marketing ist falsch )

Onlinebanking   (Online-Banking ist falsch )

Das gilt auch für Kombinationen mit einem deutschen Wort, etwa bei:

Onlineangebot (mit Online-Angebot liegst du falsch)

Onlineauftritt (mit Online-Auftritt liegst du falsch)

Regel 4

Adjektiv + Substantiv: Zwei Wörter (wenn die Betonung auf dem Substantiv liegt)

Public Relations

New Economy ✓

Human Resources

Best Practice

Social Media ✓

Regel 5

Getrennt zu schreibende Anglizismen + neues Grundwort: Mit Bindestrichen

Best-Practice-Beispiel

Public-Relations-Strategie

Social-Media-Kanäle

Drop-in-Stunde

Fast-Food-Restaurant ✓ (oder Fastfood-Restaurant ✓)

Regel 6

Substantive oder Verben + Partikel: Mit Bindestrich(en)

Grundsätzlich: Substantive und substantivierte Verben schreibst du groß, die Partikeln klein.  

Best-of

Check-in ✓

Chill-out

Drop-in ✓

Drive-in ✓

Make-up ✓

Coffee-to-go ✓

Play-off (oder Playoff✓)

Stand-by (oder Standby)

Extratipp: Feste Wendungen schreibst du wie im Original. Hier ein paar Beispiele:

business as usual

do it yourself

just for fun

just in time

up to date ✓

Learning by Doing und der Point of no Return schreibst du allerdings groß. So empfiehlt es der Duden.


Praxistipp 7: APOSTROPHE

Apostrophe in der deutschen Sprache sind eine Wissenschaft an sich. Es gibt zum Beispiel Deppenapostrophe – Apostrophe, die in Wirklichkeit keine sind – oder die Genitiv-Apostrophe bei Eigennamen. Hier geht es speziell um die letzteren.

Welche der Beispiele unten sind richtig, welche falsch? Was meinst du?

Marcos Pizzeria oder Marco‘s Pizzeria

Andreas REWE oder Andrea’s REWE

Genau. Alle Beispiele sind richtig. Aber warum? Hier kommen die wichtigsten Regeln.  

Regel 1: Kein Apostroph

Wenn du ausdrücken möchtest, dass etwas einer Person gehört, dann benutzt du das Genitiv-s ohne Apostroph, wie in:

Carlottas Brotdose

Paulas Geige

Schillers Gedichte

Regel 2: Du setzt einen Apostroph, wenn die Eigennamen auf ss, ß, tz, z, x, ce enden. Und zwar so:

Andreas‘ Tasche

Max‘ Buch

Ringelnatz‘ Gedichte

Steht jedoch ein Artikel vor dem Eigennamen, fällt der Apostroph weg:

Die Gedichte des Ringelnatz.

Die Schule des kleinen Max.

Hast du das auch gewusst? Aber zurück zu den Beispielen am Anfang. Warum sind sie alle richtig?

Zu guter Letzt

Gute Nachrichten für Mario’s Pizzeria. Der Duden lässt zu, Personennamen beispielsweise in Firmennamen hervorzuheben. In diesem Fall ist der Apostroph erlaubt, obwohl das der Regel 1 widerspricht.

Und was hat es auf sich: Andreas REWE oder Andrea’s REWE? Wieder ein Fall für die Grammatik. Hier hat der Apostroph eine wichtige Funktion: Er bezeichnet, ob REWE einem Andreas oder einer Andrea „gehört“. Nebenbei hat das Andrea toll gelöst. Am Eingang des Supermarkts in Köln steht: Ihre REWE-Kauffrau Andrea. Fein, oder?

Es sind manchmal nur Kleinigkeiten, die sich mit dem nötigen Wissen schnell nachjustieren lassen. Ansonsten hinterlassen Rechtschreib- und sogar Stilfehler einen unprofessionellen Eindruck. Und Profis sind wir ja wohl alle.


LÖSUNG: DASS ODER DAS?

  1. Du meinst, dass Marie pünktlich sein wird.
  2. Matias mag sein neues Handy, das tolle Fotos macht.
  3. Hat sie schon gesagt, dass ihr der Osterzopf sehr gut schmeckt?

                  

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